Das Ziel war allen Beteiligten klar: Ein verkleinertes Gremium wie der Ferienausschuss reduziert die Anzahl der Treffen im Rathaus auf das Notwendigste. Es standen zwar Beschlüsse zur Stromkostenübernahme für das E-Carsharing oder die Aufstockung der Fachstelle für pflegende Angehörige an, doch das zählte nur am Rande. Begonnen wurde mit einem Überblick über die aktuelle Lage in der Stadt Amberg. Was in drei Wochen in Amberg geschah – fast eine halbe Stunde dauerte der Vortrag. “Und es ist nur ein kleiner Einblick ohne Anspruch auf Vollständigkeit”, verkündete OB Michael Cerny. Ob Pflege, Klinikum, Stadtverwaltung, Bürger, Ehrenamtliche – sie alle leisten sehr gute Arbeit. Doch er betonte auch: “Es ist die Ruhe vor dem Sturm. Auch bei uns wächst die Zahl weiter an.”
Es ist erst gut drei Wochen her, als es hieß, Veranstaltungen mit mehr als 1000 Personen sind untersagt. Konkret traf es in Amberg die Baumesse. Wie kritisch das damals hinterfragt wurde, habe er noch gut im Kopf. Danach kam die Kommunalwahl. “Ich darf hiermit allen Gewählten gratulieren. Wir haben uns das vor einem Vierteljahr alle anders vorgestellt.” Mit der Ausrufung des Katastrophenfalls in Bayern, der Schließung aller Geschäfte und Gasthäuser wurde eine neue Dynamik generiert. “Täglich kommen Mitteilungen aus dem Ministerium, die umzusetzen sind.” Es wurde ein Krisenstab gegründet, der der Führungsgruppe Katastrophenfall (FüGK) zuarbeitet. Es wurden Ämtergebäude geschlossen, “alles in allem hat das sehr gut funktioniert”. Kurzfristig wurde die Bürgerinfo ausgeweitet und das Bürgertelefon eingerichtet. “Wir haben von Anfang an einen täglichen Lagebericht eingeführt, der an Medien, Ärzte und Apotheker verteilt wird.” Der OB weiter: “Man sieht, wie wichtig viele Funktionen der Stadtverwaltung sind. Sie dienen dazu, dass eine Stadt funktioniert. Sie ist in vielen Bereichen kritische Infrastruktur. In fast allen Bereichen arbeiten wir weiter und oft ist es mehr Arbeit als vorher.”
Im Klinikum seien alle Ressourcen auf einen verstärkten Ansturm von Coronapatienten ausgerichtet. Es gibt weitere Intensivstationen, mehr Beatmungsplätze, eine Sichtungsstelle. Lediglich die Beschaffung von Schutzausrüstung sei kompliziert, weil etablierte Versorgungsstrukturen nicht mehr funktionieren, die Preise explodieren. “Das ist eine schwierige Situation.” Am Mittwoch wurden 15 Covid-19-Patienten im Klinikum behandelt, sechs davon intensivmedizinisch, außerdem 40 Verdachtsfälle. “Wir gehen davon aus, da die Situation in der Nordoberpfalz deutlich angespannter ist als bei uns, dass irgendwann auch die ersten Patienten zu uns verlagert werden.” Derzeit eine Nebensächlichkeit, doch auch ein Thema, mit dem sich der Stadtrat künftig beschäftigen muss: “Der Schutzschirm, der beschlossen wurde, reicht nicht aus, Defizite die dort auftauchen liegen später bei der Stadt.”
Bei der Führungsgruppe Katastrophenschutz (FüGK) laufen derzeit die Fäden zusammen. Rechtsreferent Bernhard Mitko stellte den Stab vor, der angelehnt ist, an eine militärische Organisation. “Wir haben den ersten ausgerufenen Katastrophenfall in Amberg seit dem Krieg.” Für jede Position im FüGK gibt es mehrere Personen, die sieben Tage die Woche einsetzbar ist. Hauptaufgabe ist, die Lage vor Ort zu sondieren: im Klinikum, in Pflegeheimen, in kritischen Einrichtungen. Die Ergebnisse werden nach München gemeldet. Von dort kommen weitere Anweisungen.
Seit 13. März gibt es bei der Gewerbebau auch eine Hotline für Unternehmer. Auf “Amberg hilft” können diese für sich werben. “Ich hoffe, die Amberger nutzen diese Angebote”, so der OB. Ehrenamtsangebote vermittelt die Freiwilligenagentur. Über 200 Bürger haben sich gemeldet. Das sind deutlich mehr, als Anfragen da sind. “Insgesamt weiß ich nicht, ob jeder darauf gewettet hätte, dass unsere Gesellschaft so hilfsbereit ist”.
Das Gesundheitsamt habe eine “sehr hohe Arbeitsbelastung”. Die Behörde haben die Aufgabe bei einem Infektionsfall die Kontaktpersonen zu vermitteln. Sie bekommen vom Ordnungsamt die Bescheide für die Quarantäne. “In Altenheimen gibt es immer wieder Nachfragen wegen den Besuchsverboten.” Es sei zusätzlich ein Plattform aufgebaut worden, wo sich Betreiber austauschen können. “Ich hoffe, es ist Verständnis für die besondere Situation der Altenheime da. Meine Überzeugung ist, dass die Profis für Hygiene in den Altenheimen sitzen. Wir müssen uns aber darauf einstellen, dass Infektionen dort auftauchen. Das sind die Risikopatienten schlechthin. Die Mitarbeiter kämpfen an vordester Front.”
Abschließend verteilte OB Cerny “ein großes Kompliment an die Bürger”. Die weitreichenden Beschränkungen erfahren hohe Akzeptanz, es gebe enorme Hilfsbereitschaft und mit wenigen Ausnahmen eine hohe Disziplin. “Darauf bin ich sehr stolz.” Er appellierte an die Bürger, weiter durchzuhalten. Auch er verbinde seinen täglichen Blick auf die Zahlen mit der Hoffnung, dass die Ausgangsbeschränkungen Wirkung zeigen.
Info:
Wie geht es mit dem Stadtrat weiter?
Die nächste Sitzung des Gremiums ist am Montag, 27. April. Auch dann wird wieder in abgespeckter Form als Ferienausschuss getagt. “Wir hätten einige Kollegen zu ehren und zu verabschieden. Wir lassen uns etwas einfallen wie wir das nachholen. Ich will es nicht ohne Kontakt in so einem Rahmen, sondern entsprechend feierlich”, sagte OB Michael Cerny. Die konstituierende Sitzung des neuen Stadtrates im Mai muss komplett stattfinden. Dort werden auch die künftigen Gremien besetzt.
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https://messepost-online.info/es-ist-die-ruhe-vor-dem-sturm/
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